1974
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Lisl

Otto Mühl's Rede: neuer Kommunemensch, Abschaffung der schädigenden Mutter/Kind Beziehung

Jun 1974

Am Tag nach der Geburt von Adam am Friedrichshof, dem ersten in der Kommune gezeugten und geborenen Kind, hielt Otto Mühl im damals noch nicht ausgebauten Schüttkasten eine Rede. Die anwesenden Kommunarden saßen auf viereckigen Strohballen im Kreis. Inhalt der Rede: Die Kommunekinder sollen als neue Kommunemenschen heranwachsen ohne die Schädigung der Kleinfamilie. Die Mutter und ihre Zweierbeziehung zum Kind ist der Hauptschädigungsfaktor und muss in der Kommune verhindert werden. Deshalb sind alle Kommunarden aufgefordert, genau zu beobachten, wie die Mütter mit ihren Kindern umgehen und jedes schädliche Verhalten, das zu einer fixierten Beziehung führen könnte, melden. Eine krankhafte Mutter-Kind-Beziehung ist die Prägung, die einen Menschen mit Zweierbeziehung, Besitzdenken und Eifersucht erzeugt. In der Kommune besteht erstmalig in der Geschichte die Chance, dieses Muster zu durchbrechen und freie Menschen heranwachsen zu lassen. Diese Rede war insofern programmatisch, als sie in der Folge dazu führte, dass den Kindern in der Kommune Mutterliebe fehlte, dass Mütter ständig kritisiert anstatt unterstützt wurden, dass Kinder von den Müttern getrennt wurden, teilweise schon in den ersten Lebensmonaten und über viele Jahre. Hintergrund für diese Schädigungstheorie über die Mutter in den ersten Lebensjahren sind die Theorien von Sigmund Freud, Alice Miller (über die narzistische Mutter), Aufwachsen der Kinder ohne Eltern im Kibbutz, im frühen Kommunismus in der Sowjetunion, Antipsychiatrische Bewegung zB R.D.Laing (Kleinfamilien als Agenten der Entfremdung).

1981
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Andreas Blendinger

Architektur

Oct 1981

Hallo alle zusammen, hier einige Gedanken zur Architektur während der Kommunezeit. Danach konnte ich alles nur aus der Ferne beobachten.

Architektur am Friedrichshof.pdf
2021
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Andreas Blendinger

Individualismus und Kollektiv

Jul 2021

Die verschiendenen Veranstaltungen der letzten Monate drängen mich dazu, die Ereignisse meiner / unserer Kommunezeit zu überdenken. Ich glaube, dass die Idee der Kommune in der Allgemeingesellschaft u.a. deshalb so viel Emotionen erweckt hat, weil das offene Bekenntnis zu einer kooperativen Gesellschaft, in der nicht das Einzelinteresse im Vordergrund stand, für die westliche Gesellschaft mit ihrem über Jahrhunderte gepflegten Individualismur sehr schwer zu ertragen war. Tatsächlich haben wir alle in gemeinsamen Aktionen, Arbeitseinsätzen etc. erlebt, welche Energie von einer Gruppe ausgeht, die sich auf ein gemeinsames Ziel konzentriert. Das konnte ein SD-Abend sein, aber auch eine Malaktion oder ein Arbeitseinsatz zum Aufräumen des Dachbodens… Doch unter diesem kollektiven Schleier tummelte sich ein Haufen extremer Individualisten. „Tu etwas für dich“ war das Schlüsselwort, mit dem Neulinge aus ihrem Familienkontext in die Gruppe gelockt wurden. Es gab eine Art Verantwortungsgefühl für „das Ganze“ (was immer das gewesen sein mag). Persönliche Verantwortung oder Solidarität zu einzelnen Gruppenmitgliedern wurde aber aktiv bekämpft. Man denke nur an die Dramen zwischen Müttern und Kindern. Dieser Mechanismus konnte nur fruchten, weil der uns innewohnende Indiviualismus dadurch seine Bestätigung fand. Insofern zeigt gerade dieses Kollektiv die häßliche Seite des Individuums. Ich würde gerne hören, was andere dazu denken. Andreas Blendinger Hamburg 16. Juli 2021